Grüne Oasen für das urbane Nürnberg

Zukunftsfähige Städte brauchen Oasen als klimatische, biologische und poetische Komplementärräume zu den klassischen Stadträumen. Das ist die Leitidee des Büros Sinai, Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbh Berlin, das den Dach-Wettbewerb zur Landesgartenschau Nürnberg 2030 gewonnen hat. „Unser Werkzeug ist die eher sanfte Intervention in den bestehenden Raum und weniger die Zerstörung und der komplette Neubau des Raums,“ so der Geschäftsführer AW Faust. Unter dem Motto „Mehr Grün wagen“ präsentierte das Siegerbüro, das sich unter 22 Bewerbern durchgesetzt hatte, sieben Oasen als urbane Utopien.

Mit der Entscheidung des zweitägigen Preisgerichts nimmt der Stadtumbau hin zu mehr Grün und weniger Versiegelung im Zuge der Landesgartenschau 2030 Nürnberg Gestalt an. Gleichzeitig beginnt nach der Vergabeverhandlung mit dem Preisträger erst die Detailarbeit am Siegerentwurf durch das Team der Landesgartenschau Nürnberg 2030 GmbH, die das Projekt steuert, gemeinsam mit den Landschaftsarchitektinnen und -architekten von Sinai und den städtischen Fachbereichen sowie vor allem der Denkmalschutzbehörde. Weiter ausgearbeitet werden die Konzepte von Sinai, die realisiert werden. Das sind: die dauerhafte Aufwertung des Stadtgrabens einschließlich der Flächen entlang des Frauentorgrabens und unterhalb der Burg sowie für das Maxtor, Theresienplatz und Grasersgasse. Im Wettbewerb gefragt waren außerdem Ideen für die Entwicklung der Insel Schütt und den Egidienplatz. Dadurch, dass die Stadt Nürnberg drei Preise und vier Anerkennungen vergeben hat, besteht die Möglichkeit, aus den Ideenteilen des Wettbewerbs von sieben Büros die besten Konzepte für die Insel Schütt und den Egidienplatz auszuwählen. 

Klimawandel und Schwammstadt
Entsiegelung in großem Umfang ist ein Schwerpunktthema der Landesgartenschau Nürnberg, die im 50. Jubiläumsjahr der vom Bayerischen Umweltministerium vergebenen Bayerischen Landesgartenschauen stattfindet. Im Mittelpunkt stehen auch Klimawandel, Resilienz, Schwammstadt, aber auch die Nutzbarkeit des Öffentlichen Raums oder die Mobilitätswende. „Das, was sich Nürnberg wünscht, ist eine nachhaltige Stadt. Die Landesgartenschau ist dafür Triebfeder. Seit 2014 sind wir auf dem Weg, mehr Grün zu entwickeln. Zahlreiche neue Parks und Grünzüge wurden und werden geschaffen und in die Jahre gekommene Anlagen saniert. In diese Strategie passt die Bayerische Landesgartenschau 2030 perfekt. Bleibendes für Generationen wird entstehen und darum geht es,“ so Oberbürgermeister König. Mit dem Entwurf des Büros Sinai wird uns die von uns gewünschte Transformation gelingen, davon bin ich überzeugt.“

„Wir wollen die Oase als Metapher des utopischen und programmatischen Leitbilds für die Entwicklung unserer sieben Orte heranziehen. Wir wissen: Unsere steinernen, heißen und lauten Städte sind für Menschen, Tiere und Pflanzen keine optimalen, keine lebensgerechten Orte. Heute nicht und noch viel weniger im fortschreitenden Klimawandel“, so Faust weiter. Wie das aussehen kann? Geschwungene Wege führen durch den neu modellierten Stadtgraben, der in Teilen gärtnerisch und in Teilen landschaftliche gestaltet ist, vorbei an Wasserflächen, kiefernbestandenen Dünenheiden oder Moränenhügel mit Gräsern. Weiß blühende Stauden, die gerne verwildern dürfen, bilden den Kontrast zu kleinen Wäldchen. Herausragendes Projekt für die neue Durchgängigkeit ist das Maxtor: Die übergreifenden Fahrverkehre werden auf der Westseite in der Achse der Tetzelgasse gebündelt und im östlichen Maxtorbereich aufgegeben. Dafür entsteht kostbarer Stadtraum im Sinne eines verkehrsberuhigten Kopfes des Webersplatzes mit einer selbstverständlichen Anbindung der Langen Gasse.

Die Grasersgasse als blühende Baumhalle 
Einst war die Grasersgasse durch eine mittige Hauszeile geteilt, künftig soll die zentrale Achse entsiegelt und mit einer langgestreckten blühenden Baumhalle mit kleinerkronigen Bäumen und einem wilden Unterwuchs aus Naturstauden bepflanzt werden. Die Baumhalle bietet viel Raum für Aufenthalt und Bespielung von der aktiven Ostseite aus. Eine historische Erkundung der verlorenen Bebauung erfolgt über schnittartig klar gefasste archäologische Fenster. Die Grasersgasse wird verkehrsberuhigter Bereich, der Zwei-Richtungsverkehr auf einem Fahrbereich auf der Westseite gebündelt.

 Der Theresienplatz wird tatsächlich zu einem Platz, einem entsiegelten Gartenplatz. Während die gepflasterten Platzköpfe der Gebäudeerschließung und den Fahrradverkehren dienen, erstreckt sich im Zentrum des Platzes ein baumbestandener „weicher“ Kern aus wassergebundener Decke und einem Gartenfeld aus Stauden und niedrigen Sträuchern. Die Pflanzflächen werden als Verdunstungsflächen genutzt. Im Umfeld des freistehenden Behaim-Denkmals findet eine freie Bestuhlung der Gastronomie Platz. Die von Pfaden durchzogenen Gartenfelder thematisieren Behaims Geschichte als Kosmopolit und Erfinder des ersten Globus durch die Verwendung „migrantischer“ Gartenpflanzen aus aller Welt (Alles außer Amerika!). Der diagonale Zuschnitt begünstigt die Beziehung zum Heugässchen.

Bei der Entwicklung ihres Konzepts standen für das Büro Sinai folgende Fragen im Mittelpunkt:

  • Wie aktivieren wir das Wasser? Wie kann es grundsätzlich am Ort gehalten, nutzbar gemacht und wie wird sein möglicher Beitrag zur Schwammstadt Nürnberg sein. Für jeden Ort wird untersucht, inwieweit Wasser auch perspektivisch zur Belebung des Ortes herangezogen werden kann.
  • Wieviel Aufbruch, wieviel Entsiegelung ist an jedem Ort möglich, wie können wir den Verkehr zurücknehmen, wieviel biotische und klimaaktive Bodenaktivitäten können stattdessen entfaltet werden?
  • Welche Standortdifferenzierung ist für die vegetative Entwicklung an jedem Standort möglich und sinnvoll. Welchen Beitrag zur Biodiversität kann der Ort leisten?
  • Welches Programm für den Menschen bietet der Ort im Einklang mit seiner natürlichen Ausstattung. Welche spezifische Aufenthaltsqualität? Welche Angebote für alle entstehen?
  • Welchen Beitrag können die Nürnberger Bürgerinnen und Bürger leisten zur Gestaltung und Füllung des Ortes?
  • Welchen Bezug zur Identität eines Ortes zu seiner Gestalt oder seiner Geschichte kann es geben um ihn als Teil der Stadterinnerung zu würdigen?

 

Pressekontakt:
Petra Pintscher
0175 2416621
petra.pintscher@nuernberg2030.de

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