HANNE ROTH VERTRAUT AUF DIE NATUR UND PLANT DEN SOMMERFLOR
Sie vertraut auf die Natur. Landschaftsarchitektin Hanne Roth aus Ingolstadt hat für die Bayerische Landesgartenschau auf dem Freyunger Geyersberg den Wechselflor geplant. Dass das keine einfache Aufgabe auf 800 Metern ist, war ihr bewusst. Die Planung ist das eine, die Rahmenbedingungen das andere. Zum Start der Landesgartenschau waren die Beete mit Zwiebel- und Frühjahrsblühern bestückt, nächste Woche wird umgepflanzt und der Sommer zieht endgültig auf der Landesgartenschau ein.
Wochenlanger Dauerregen mit kühlen Temperaturen, dann der plötzliche Wetterumschwung – am Tag klettert das Thermometer nach oben, nachts ist es kalt und ständig weht der Wind. Zwei Tage vor der Eröffnung der Landesgartenschau am 25. Mai trommelt der Hagel auf das Areal der Gartenschau. Nicht die idealsten Voraussetzungen, um Pflanzen zum Blühen zu bringen. Auf 800 qm wurden 29 770 Zwiebel- und knapp 10 000 Frühjahrsblüher, gut 2 000 Stauden und Gräser gepflanzt, jetzt werden 10 577 Sommerblüher hinzugefügt.
Die letzten Stiefmütterchen hat Hanne Roth noch bei leichtem Schneefall Anfang April mit ihrem Trupp der Gärtnereien Förth aus Neusorg, Mühlbauer aus Furth i. Wald und Ziereis aus Schwarzenfeld eingesetzt. Eine Zierlauch-Matrix mit Stauden und Gräsern bestimmt das Bild im Gartenschaubereich Burgberg. Einjährige Blüher setzten dazwischen Akzente. Und punktgenau zur Eröffnung haben Tulpen in allen Farben geblüht und vier verschiedene Zierlauchsorten für ein violett wogendes Kugelmeer gesorgt.
Hanne Roth spaziert mit prüfenden Blicken über „ihre“ Anpflanzungen: „Zum Wachsen brauchen Pflanzen Wärme. Man merkt ihnen aber auch an, wo sie im Wasser gestanden haben.“ In ihrem Kopf hat sie Bilder von ihrem Blüten- und Blumenkonzept, das sie sich vor eineinhalb Jahren überlegt hat. Mitgedacht hat sie dabei, dass der Sommer im Bayerischen Wald andere Spielregeln hat, dass die Bedingungen komplett anders sind als bei anderen Gartenschauen, die sie bisher geplant hat. Und natürlich kennt sie auch die Erwartungshaltung der Besucherinnen und Besucher einer Gartenschau.
Sie ist zufrieden mit dem, wie sich die Beete vier Wochen nach der Eröffnung entwickelt haben. Die Tulpen sind verblüht, Samenkapseln bilden sich. Mohn und Goldlack überziehen die Beete, darüber wogen mittlerweile alle Blütenkugeln der Zierlauche. Wie ein violettes Band zieht sich diese Lauchwiese vom Eingang Burgberg bis zum Bühnenbereich. Geplant war, die Frühjahrsblüher, die dazwischengesetzt sind, bereits Mitte Juni zu wechseln. Wegen der langanhaltenden Nässe bis Mai haben sich aber die Flächen anders entwickelt.
Darauf reagiert Hanne Roth. Was sich gut entwickelt hat, lässt sie stehen. Der große „Umbau“ findet ab Dienstag, 20. Juni, statt. Zwei Tage sind dafür eingeplant – ausgraben und neu einpflanzen. Die Gärtner haben da einiges zu tun, damit der Wechsel zum Sommerflor zügig erfolgen kann, damit die Beete schnell wieder gut aussehen und zu beliebten Fotomotiven für die Besucherinnen und Besucher werden. Interessant ist es, den Gärtnern dabei über die Schulter zu schauen und vielleicht auch den ein oder andern Tipp für den eigenen Garten mit nach Hause zu nehmen.
Und was kommt jetzt? Wie schaut der Sommerflor aus? Einen fließenden Wechsel wird es geben, so viel verrät die Landschaftsarchitektin Hanne Roth. Was genau gepflanzt wird, das ist noch ein kleines Geheimnis. Zierlauch und die Farbe Violett bleiben, eingebettet in einen wiesenartigen Untergrund – so viel verrät sie schon. „Es ist wettermäßig ein verrücktes Jahr. Mit einem `normalen` Wetterablauf, oder besser wie wir ihn bislang gewohnt waren, können wir nicht mehr rechnen“, resümiert die Gartenfachfrau.
Sie ist glücklich, wie sich ihre Planungen entwickelt haben. Grundsätzlich ist sie davon überzeugt, dass ein Umdenken bei Anlage und Konzeptionierung von Gärten – auf öffentlichen Flächen und im Privaten – erfolgen muss. Sinkende Grundwasserspiegel, extreme Wettersituationen – „Darauf muss man reagieren, die Auswahl der Pflanzenkombinationen müssen sich ebenso ändern wie die Bodenbedingungen für die Blühflächen. Aber die Natur hilft uns, bis jetzt jedenfalls“, ist Hanne Roth nach wie vor überzeugt – auch wenn es ihr die Natur nicht immer leicht macht.
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