Stephan Lenzen gewinnt den Wettbewerb zur Landesgartenschau Bad Windsheim 2027

Bad Windsheim soll ein „grün-blaues Herz“ in der Mitte des Kurviertels erhalten.

Auf dem Weg zur Landesgartenschau 2027 hat die Stadt Bad Windsheim einen weiteren entscheidenden Schritt getan: Das Landschaftsarchitekturbüro gewählt, das die neuen dauerhaft bleibenden Parkteile, in denen die Landesgartenschau stattfinden soll, plant. In einem anonymen freiraumplanerischen Wettbewerb setzte sich das Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn), ein Büro mit viel Gartenschauerfahrung, gegen acht Mitbewerber durch. RMP planten unter anderem die Internationale Gartenschau Hamburg 2013 und die Bundesgartenschau 2023 sowie die Landesgartenschauen Öhringen 2016 und Darmstadt 2022.

Bürgermeister Jürgen Heckel über das Ergebnis: „Ich bin sehr happy, dass wir ein so gutes Landschaftsarchitekturbüro an der Seite haben werden. Die Wettbewerbsarbeit hat einfach eine hohe Qualität und die Planer haben erkannt, dass Bad Windsheim etwas Besonderes ist. Bei dieser Landesgartenschau soll vor allem das Thema Gesundheit passend zu Bad Windsheim in den Vordergrund gestellt werden  Die nächsten Jahre werden spannend und darauf freue ich mich.“

Ausgelobt hat den Realisierungswettbewerb mit freiraumplanerischem und städtebaulichem Ideenteil zur Landesgartenschau Bad Windsheim 2027 die Bayerische Landesgartenschau Bad Windsheim 2027 GmbH, vorbereitet und organisiert wurde er vom Büro mahl.gebhard.konzepte Landschaftsarchitekten München, das bereits die erfolgreiche Bewerbung um die Landesgartenschau erstellt hat. Der Zuschlag erfolgte im Juli 2020.

Das Motto „urban, gesund, traditionell“ prägte auch den Wettbewerb: Neun Landschaftsarchitekturbüros aus Deutschland hatten teilgenommen. Das Verfahren wurde als nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren durchgeführt. Es war anonym, das heißt, die  eingereichten Arbeiten wurden mit Kennziffern versehen. Als Vorsitzender der Jury, bestehend aus Fachpreisrichtern (Landschaftsarchitekt*innen) und Sachpreisrichter (Kommunalpolitiker*innen) wurde der Landschaftsarchitekt Till Rehwald gewählt. Der zweite Preis ging an Lohrer.Hochrein (München) und der dritte Preis an Querfeldeins (Dresden).

Die Aufgabe: Eine Idee für das Kurviertel auszuarbeiten. Der historische und einzigartige Kurpark sollte dabei den Ausgangspunkt bilden.

Das schnelle Wachstum des Kurviertels in den vergangenen Jahrzehnten hatte zur Folge, dass Bauwerke und weitere Elemente in der Landschaft ohne Bezüge zueinander angeordnet und dem denkmalgeschützten Kurpark hinzugefügt wurden. Eine übergreifende Idee für das Kurviertel fehlt bisher gänzlich. Ansätze dafür wurden in einem Rahmenkonzept für das Kurviertel erarbeitet, das die Chance formuliert, das heterogene, ungeordnete Kurviertel durch ein klares freiräumliches Gerüst zu gliedern und mit dem Kurpark zu verbinden. Damit könnten Qualitäten für ein lebenswertes Bad Windsheim und eine attraktive Bäderstadt geschaffen werden.

Gegenstand des Realisierungsteils des Wettbewerbs war die Planung von Freianlagen im Kurviertel mit einer Fläche von rund 27 Hektar, die im Jahr 2027 größtenteils Ausstellungsfläche der Bayerischen Landesgartenschau sein werden. Die Landschaftsplaner*innen mussten ihr Augenmerk vor allem auf die in der Bewerbungsphase identifizierten größten städtebaulichen Defizite richten:

  • Das Umfeld von Therme und Kongresszentrum
  • Den Übergang vom Kurpark zur Altstadt
  • Den Bereich westlich des Kurparks
  • Die Fläche im Übergang nach Külsheim (hier der Umgang mit dem Reisemobilhafen)
  • Eine fehlende Verbindung der Stadtteile westlich und östlich des Kurviertels

Im Ideenteil des Wettbewerbs waren Konzepte gefragt zu folgenden Themen:

  • Entwicklung und Gestaltung an der Erkenbrechtallee
  • Parkhaus im Kurviertel
  • Barrierefreie Verbindung über die Bahngleise zwischen Bahnhof und Kurpark
  • Extensive Freiraumentwicklung im Osten

Erste Vorstellungen zum Konzept Landesgartenschau konnten ebenfalls formuliert werden. Die Herausforderung bestand darin, die unterschiedlichen Räume und Elemente miteinander in Bezug zu setzen, zu verbinden und ein stimmiges und zukunftsweisendes Gesamtkonzept zu entwickeln. Grundsätzlich sollte die Wettbewerbsaufgabe im Sinne des nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen, der Robustheit in Bezug auf den Klimawandel und der Artenvielfalt bearbeitet werden.

Das Konzept von RMP Stephan Lenzen:

Zonierung
Der neue Bad Windsheimer Nordpark gliedert sich in drei Zonen: den ruhigen historischen Kurpark im Westen mit einem Rundweg durch die einzelnen Entstehungsabschnitte, das Kurviertelzentrum mit blauem und grünem Herz und einer Vielzahl hochwertiger Aufenthalts- und Kurangebote sowie den Aktiv-Landschaftspark im Osten mit zahlreichen sportlichen und spielerischen Angeboten vor der Kulisse des Steigerwalds über verschiedene Rundwege lassen sich alle Bereiche erleben.

Verknüpfung und Kurpark
Ausgehend vom neuen Kurzentrum erstreckt sich das Freiraumnetz in alle Richtungen. Alle Wege führen dabei zum urbanen Zentrum zwischen KKC und Frankentherme, zwischen Aktiv-Landschaftspark und Kurpark. Das blaue Herz bietet mit Solefontäne, Solearena, Kneippterrasse, Kurpromenade und einem Barfußpfad zahlreiche Attraktionen mit hoher Erholungsqualität. Das grüne Herz bildet mit einem Ring aus Gartennischen eine Erholungsoase als Ausgleich. Das Freiraumgerüst bindet die umliegende Stadt und die Landschaft an zahlreiche Verknüpfungspunkte an. Insbesondere an die Altstadt, nach Külsheim und die Wohngebiete im Westen.

Korridore
Neben der raumprägenden historischen Kurallee als Hauptverbindung entstehen weitere mächtige Alleen als Verbindung im Nord-Süd Richtung. Diese werden durch eine Ost-West-Verbindung ergänzt, die Kurpromenade. Diese vervollständigt die Freiraumstruktur des Bad Windsheimer Nordens und bietet ein modernes Freiraumerlebnis.

Das einstimmige Votum der aus 17 Mitgliedern bestehenden Jury für die mit der Tarnnumer 1003 in den Wettbewerb gegangene Arbeit wurde wie folgt begründet:

Die Verfasser entwickeln für das Planungsgebiet eine klare und überzeugende Leitidee: Der ruhige historische Kurpark im Westen und der neu gestaltete Aktiv-Landschaftspark im Osten rahmen das zentral gelegene Kurzentrum – das neue „grün-blaue Herz“ von Bad Windsheim. Diese drei Zonen sind durch ein Netzwerk aus unterschiedlich dimensionierten Rundwegen sinnvoll miteinander verknüpft. Der Bezug zwischen der historischen Altstadt von Bad Windsheim durch das Planungsgebiet bis in die offene Landschaft wird durch die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Erkenbrechtallee und weitere Baumreihen gestärkt.

Eine besondere Qualität sieht das Preisgericht im Zentrum des Kurviertels, das mit einer Vielzahl hochwertiger Aufenthalts- und Nutzungsangebote aufgewertet wird. Der vorgeschlagene großzügige See um das Gradierwerk hat das Potenzial zum freiraumplanerisch wertvollen und indentitätsstiftenden Baustein im Kurviertel. Zugleich wird seine Realisierbarkeit aus wasserwirtschaftlicher Sicht kritisch gesehen, da natürliche Frischwasserzuflüsse fehlen und das Gewässer im Heilwasserschutzbereich liegt. Die grüne Umgestaltung und Bepflanzung des KKC-Umfelds als Grünes Herz ist ebenfalls eine begrüßenswerte, kraftvolle Geste, wenngleich im Detail vielleicht etwas zu kleinteilig ausgebildet.

Die städtebaulichen Setzungen, wie das Parkdeck, sind hier sinnvoll angeordnet, erscheinen in ihrer Dichte geeignet und formulieren gute Wegeverknüpfungen in Anbindung an die Stadt.

Die Verfasser respektieren den denkmalgeschützten Charakter des Kurparks. Lediglich die Pflanzung einer Baumreihe entlang eines querenden Weges im nördlichen Bereich fügt sich nicht in die geschützte Gestaltung aus den 1960er- Jahren ein. Die Anordnung von Spiel- und Sportnutzungen im Westen des Gehölzbandes ist hingegen gut gelungen und steigert die Attraktivität dieses ansonsten ruhigen Landschaftsraums.

Östlich des Kurzentrums liegt der Reisemobilhafen flächensparend, baumüberstanden und in der richtigen Dimensionierung im Ideenteil entlang des Lärmschutzschutzwalls.

Der Aktiv-Landschaftspark weiter nördlich ist räumlich gut gegliedert und besitzt eine Fülle interessanter Attraktionen. Der Rundweg, der sich auch über den renaturierten Kühwasengraben hinwegschwingt, ist flankiert von einladenden, seitlichen Spiel- und Aufenthaltsbereichen. Immer wieder öffnet sich der Blick über die ruhige grüne Mitte in Richtung Steigerwald. Auch der hier vorgeschlagene Soleturm im Norden wird als attraktiver Aussichtspunkt in die Landschaft und Merkzeichen am Bad Windsheimer Ortsrand gewürdigt.

Den Verfassern ist ein exzellenter Beitrag gelungen, der besonderes durch seine klare Grundstruktur und die vielen positiven Ansätze für die Teilräume im Planungsgebiet besticht.

Gleichzeitig empfahl die Jury:
Es wird empfohlen, die Arbeit 1003 im Realisierungsteil der weiteren Bearbeitung zugrunde zu legen. Die vorgeschlagene Lösung des Ideenteils zum Parkhaus entspricht nicht den Erwartungen des Preisgerichts. Der weitere Planungsschritt ist mit dem Ziel zu entwickeln, das Parkhaus entlang der Külsheimer Straße anzuordnen, und entlang des Parkhauses parkseitig die Wohnmobilstellplätze anzugliedern. Dabei darf jedoch nicht der in dieser Arbeit dargestellte offene Parkraum verkleinert werden. Gleichfalls soll an der Eingangssituation (Kreuzungsbereich Külsheimer Straße/ Erkenbrechtallee) eine Alternative zum dargestellten Parkhaus entwickelt werden. Teile des Preisgerichtes werden als begleitendes Gremium bei der Überarbeitung des Ideenteils hinzugezogen.

Ausstellung
Alle Wettbewerbsarbeiten werden am Freitag, 8. Juli, von 9 bis 16 Uhr und am Samstag, 9. Juli, von 9 bis 12 Uhr im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses öffentlich ausgestellt. Die Geschäftsführung der Bayerischen Landesgartenschau Bad Windsheim 2027 GmbH steht für Auskünfte zur Verfügung.

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